26.02.2015

WfL-Mittelstandsdialog: Industrie 4.0 - Der Gipfel der industriellen Revolution?


60 Gäste informierten sich am Dienstagabend (24. Februar 2015) beim WfL-Mittelstandsdialog über das Thema „Industrie 4.0“.
Experten vom Landescluster ProduktionNRW und von der Bayer Technology Services GmbH erläuterten, was sich hinter der Begrifflichkeit verbirgt.
In der anschließenden Diskussionsrunde äußerten sich Leverkusener Mittelständler zusammen mit dem Haupt – Geschäftsführer der GIA (Gesellschaft für industrielle Automation), Herr Karl-Heinz Horst, zu der Frage des Abends: „Industrie 4.0 – der Gipfel der industriellen Revolution?“

Der Begriff „Industrie 4.0“ ist derzeit in aller Munde. Politik und Wirtschaft forcieren neue Initiativen und Plattformen. In den Medien erfährt das Thema derzeit große Aufmerksamkeit. Aber was bedeutet das eigentlich genau? In den Produktionshallen des Rohrleitungsbauers IMTEC  GmbH an der Schusterinsel sollte dieser Frage auf den Grund gegangen werden.
Gemeint ist mit Industrie 4.0 die vierte Stufe der industriellen Entwicklung – nach Erfindung des mechanischen Webstuhls, des Fließbandes und der speicherprogrammierbaren Steuerung.  Assoziiert wird mit diesem Begriff oftmals die so genannte „Fabrik der Zukunft“, eine Produktionsstätte, in der alle und alles miteinander kommunizieren: Menschen, Maschinen, Komponenten. Begriffe wie Big Data, IT-Sicherheit und der Wandel der Arbeit umschreiben aktuelle Handlungsfelder.
Beim Blick auf die prognostizierten Wachstumschancen wird deutlich, warum das Thema derzeit so prominent ist. Bis 2025, so heißt es in einer aktuellen Studie von Bitkom und dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, werden durch Industrie 4.0-Entwicklungen 78 Milliarden Euro zusätzliche Bruttowertschöpfung am Standort Deutschland erwartet.
Dr. Roland Nolte vom Landescluster ProduktionNRW erläuterte, dass es sich bei Industrie 4.0 um mehr als einen Marketing-Hype handelt. „Kern ist die intelligente Vernetzung von Menschen, Maschinen und Werkstücken – und zwar über das Internet, weltweit und in Echtzeit. Die Produktion wird dadurch kundennäher, schneller und flexibler.“  

Übertragen auf einen produzierenden Betrieb bedeute Industrie 4.0 die Umstellung von bis dato zentral gesteuert Prozessen hin zu einer  dezentralen Wertschöpfung. „Das intelligente Produkt weiß selbst, was der nächste Schritt ist“, so Dr. Nolte.  
In welcher Form die digitale Revolution in den Fabriken bereits heute Einzug gehalten hat, zeigte Dr. Thorsten Pötter von der Bayer Technology Services GmbH anhand von möglichen Anwendungsbeispielen aus der Prozessindustrie.
Die Industrie, das machten die beiden Fachvorträge deutlich, marschiert mit zahlreichen Initiativen voran. Dabei spielt Digitalisierung laut einer Studie der DZ-Bank für 70 Prozent der Mittelständler in Deutschland keine oder nur eine geringe Rolle.

In der abschließenden Diskussionsrunde äußerten sich mit Karl-Heinz Horst (GIA Gesellschaft für industrielle Automatisierung mbH), Friedrich Ellinghaus (Ellinghaus Werkzeug- und Vorrichtungsbau GmbH) und Dieter Ochel (IMTEC Industriemontagen und Rohrleitungs GmbH) drei Mittelständler aus Leverkusen zum Thema.
Die Veränderungen und die damit verbundenen Anforderungen an die Ingenieure von IMTEC machte Geschäftsführer Dieter Ochel an einem Beispiel deutlich: Für einen Waschmittelhersteller seien früher Anlagen mit einer Laufzeit von 30 Jahren entwickelt worden, heute wechselten die Produkte schon nach zwei Jahren und somit auch die Produktionsstraßen.
Dass Industrie 4.0 bislang noch eher ein Thema für die Großindustrie ist, konnte Karl-Heinz Horst bestätigen. Mittelständler und Zulieferer müssten sich langfristig aber auf veränderte Anforderungen der Industrie einstellen, ergänzte Dr. Thorsten Pötter. Als Spezialist für Prozessautomation betonte Karl-Heinz Horst auch, dass die Qualität der Datenleitungen derzeit noch nicht ausreichend sei und hier massiver Handlungsbedarf bestehe.
„Leverkusen ist als Standort für Großunternehmen, innovativen Mittelständlern und spezialisierten Dienstleistern wie IT-Büros, Ingenieurbüros oder Prozessautomations-Unternehmen  prädestiniert, die notwendige Branchenvernetzung zu realisieren, die für Industrie-4.0-Ansätze erforderlich ist“, fasst WfL-Geschäftsführer Dr. Frank Obermaier die Chancen für den Wirtschaftsstandort Leverkusen zusammen.

(Mit freundlicher Genehmigung der WFL Wirtschaftsförderung Leverkusen)